Für das zwischen 1734 und 1736 neu errichtete Wohn- und Wirtshaus „Zum Bauerntanz“ in Augsburg (heute Bauerntanzgäßchen 1) schuf der bekannte Künstler Johann Evangelist Holzer (1709-1740) um 1736 eine Fassadenmalerei mit den Darstellungen einer Wirtshausszene und einer Hirschjagd. Die Wirtshausszenerie mit verschiedenen Figuren und Motiven wurde unter den Fenstern des oberen Geschosses des viergeschossigen Neubaus realisiert. Mit dem erneuten Neubau des Hauses 1876 verschwand dieses bedeutende Zeugnis barocker Augsburger Fassadenmalerei wieder aus dem Stadtbild.
Zur ausgeführten Malerei existiert noch die in der Graphischen Sammlung Augsburg aufbewahrte, farbig aquarellierte und quadrierte Federzeichnung Holzers. Eine weitere, ebenfalls quadrierte Vorlage aus dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt gilt als verschollen. Die Malerei Holzers für das Haus zum Bauerntanz fand unter den zeitgenössischen Künstlern ein breites Echo und erlangte besonders durch die von Johannes Esajas Nilson (1721-1788) um 1765 gestochene Serie von Kupferstichen zu Augsburger Fassadenbildern hohe Popularität.
Albrecht Haupt erwarb 1898 das hier präsentierte Blatt aus der Sammlung Karl Eduard von Lipharts (1808-1891). Vieles spricht dafür, dass es sich hierbei jedoch nicht um eine Kopie sondern vielmehr um eine Vorstudie Holzers zur ausgeführten Malerei handelt. Auch von dem Kupferstich Nilsons befindet sich ein Exemplar in der Sammlung Haupt, so dass sich Unterschiede besonders im Detail direkt vergleichen lassen. Nicht zuletzt zeigt sich im mit lockerer Hand geführten Entwurf Holzers die hohe künstlerische Individualität, die ihn bereits in jungen Jahren nicht nur zu einem der gefragtesten Fassadenmaler in Augsburg, sondern zu einem begehrten Maler von Altarbildern und Deckenfresken in Süddeutschland beförderte.